Pierre-Marie COITEUX
Bildliche Betrachtungen
Passt ein bestimmtes Bild in eine Epoche, so sieht die folgende Epoche in dieser Übereinstimmung eine Zusammengehörigkeit.
Auf dem Rücken der Zeit lässt sich einiges erklären, durch sie erscheint konventionell was natürlich und nötig schien. Der Wahn der Veränderung um der Veränderung Willen, ist der wahre Vater von Manchem. Er wirft uns vom Schönen ins Wahre, vom Wahren ins Reine, vom Reinen ins Absurde und vom Absurden ins Geschmacklose.
Das was man « Die Grosse Kunst » nennen kann, ist einfach die Kunst, die zwingt, dass alle Fähigkeiten eines Menschen sich in ihr entfalten ; und seine Werke sind solcher Art , dass alle Fähigkeiten eines Anderen gefordert sind um sie zu verstehen.
Was gibt es bewundernswerteres als den Übergang vom Zufälligen zum Unbedingten, diese souveräne Tat des Künstlers zu der ein Bedürfnis ihn treibt, das so stark und vorherrschend sein kann wie das Bedürfnis ‘Liebe zu machen’ ?
Nichts Schöneres als der extreme Wille, die extreme Empfindsamkeit und die äußerste Wissenschaft zusammengeführt ; und daraus entsteht während einer gewissen Dauer dieser Austausch zwischen dem Zweck und und den Mitteln, dem Zufall und der Wahl, der Substanz und dem Vorfall, der Präzision und der Gelegenheit, der Materie und der Form, der Macht und dem Widerstand – der gleich dem heftigen, dem fremden, dem engen Kampf der Geschlechter, alle Kräfte des menschlichen Lebens schafft, sie eine an der anderen irritiert und erschafft.
Die Anwesenheit, die Gegenwart existiert nur auf der Leinwand.
Kunst ist eine besondere Verbildlichung des Selbst. Eine bildliche Darstellung darf keine Abstraktion des Selbst sein und deshalb ist Kunst unbedingt sozial engagiert. Malt man eine Landschaft, die verschwinden könnte, so muss man darin ein Engagement sehen gegen alles, was systematisch das zerstört, was einst Zartheit des Lebens war.
Dies ist keine Nostalgie der Vergangenheit.
Die Natur besitzen, so wie eine geliebte Frau, und zugleich von ihr besessen sein. Aus dieser intimen Verbindung zwischen dem Maler und dem Motiv ergibt sich ein mysteriöses Zwiegespräch, erwachsen vielfältige Emotionen und Beginnt ein Abendteuer, heute anders als es gestern war und morgen sein wird.
Denn so ist es wenn man mit der Aufrichtigkeit des Herzens und des Geistes malt.
Seinen Zugang zu der äusseren Realität muss der Künstler ständig neu erdenken. Denn es gibt nicht nur eine Wahrheit in der Kunst, jeder betrachtet ein Bild in Hinsicht auf seinen eigenen kulturellen Werdegang und Empfindsamkeit.
Bilder sind nichts anderes als ‘spanische Herbergen’, man findet dort das, was man mitbringt. Einer nach dem Anderen macht sie sich zu eigen und ein jeder neuer Besitzer sieht darin seine Wahrheit, die vielleicht ganz anders ist als die ursprüngliche.
Das Gedächtnis ist nicht Andenken, sondern erdenken, werden, es kehrt nicht zurück ; nicht mehr als ein gemalte Sonne sich nicht an diese erinnert, sondern Sonne wird. Das was der Künstler sieht, eignet er sich nicht an, er hat keine andere Möglichkeit zu gebären als malender Weise. Es ist dies kein Abmalen, kein Drum-herum-fahren um durch Ausschneiden herauszustellen, sondern ein Hineinfahren bis zum Ergreifen.
Ich male stumme Omen.
Man darf nicht glauben eine objektive Wirklichkeit dingfest zu machen, wir selbst sind es die aus der Tube kommen, gedrückt von unseren eigenen Fingern. Die Farbe des Bildes ist nicht die Farbe der Welt. Die Farbe ist eine Welt, die nicht die Welt selbst ist, auch wenn sie deren Abbilder zeigt.
Ein Bild muss vor allem wiedergeben, den intimen Gedanken des Künstlers der sein Modell beherrscht, und nicht seine Untertänigkeit gegenüber dem Subjekt.
Die Gliederung wird immer dichter je einfacher sie ist. Die Komposition vereinfachen zu Gunsten des Rhythmus der Farben.
Ich bin mit der Farbe vermählt. Ich spreche mit meinen Farben ; hör mir zu mit deinen Augen !
Mit Farben malen, die Freude besitzen und die in sich tragen eine wohltuende Kraft und Ruhe.